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ISBN 03 – Brennende Ruhr – Geleitwort

Als Karl Grünberg, mein Vater, in den harten Wintermonaten des Jahres 1927 seinen Erstlingsroman "Brennende Ruhr" schrieb, war ich noch keine drei Jahre alt. Wir bewohnten eine Bretterlaube in einer Berliner Kleingartenkolonie, denn Vater war arbeitslos, und Mutter hatte alle Mühe, uns von dem knappen Geld jeden Tag etwas zum Essen vorzusetzen. Aber in der wenigen Zeit, die dem Vater zwischen Arbeitssuche und politischer Betätigung blieb, arbeitete er unbeirrt an dem Buch, das ihm sehr am Herzen lag.

Das Interesse der Arbeiterpresse war groß, mehrere ihrer Zeitungen im Ruhrgebiet druckten den Roman in Fortsetzungen ab. 1928 erschien dann im Greifenverlag Rudolstadt die erste Buchausgabe mit einem Vorwort des Dichters Johannes R. Becher.

Natürlich erregte das Buch den Hass der Nazis. Sie verbrannten es im Mai 1933 in Berlin auf dem Scheiterhaufen und warfen meinen Vater ins Gefängnis. 1943 erlebte er als zwangsverpflichteter Feuerwehrmann in Essen noch eine "Brennende Ruhr" im allerwörtlichsten Sinne.

Nach dem Kriege, ab 1947, erschien der Roman von neuem – wiederum im Greifenverlag zu Rudolstadt. In der DDR erhielt Karl Grünberg für das Buch den Nationalpreis (1953), 1967 diente es als Vorlage für einen zweiteiligen Fernsehfilm, und 1980 fand es Aufnahme in eine sechsbändige Werkausgabe. Es ist in eine Reihe anderer Sprachen übersetzt worden.

Ich freue mich, dass der ersten Ausgabe im RuhrEcho Verlag (1990) nun eine zweite folgt, und wünsche ihr recht viele Leser.

Berlin im Juni 2010                Hella Schermer-Grünberg