Vor 82 Jahren, im Sommer 1936, begann der Kampf der freigewählten Volksfrontregierung gegen die Franco-Putschisten und ihre Helfer aus Deutschland und Italien. Zahlreiche Freiwillige aus allen Teilen der Welt eilten der Republik zur Hilfe und schlossen sich in internationalen Brigaden zusammen. Was bisher völlig im Dunkeln lag: Darunter auch Arbeiter, Gewerkschafter, die in Herne und Wanne-Eickel geboren wurden, hier zeitweilig wohnten oder im Widerstand gegen die Faschisten eine Rolle spielten. Mit der vorliegenden Ausarbeitung der DGB-Geschichtswerkstatt wird eine weitere Lücke geschlossen und eine wichtige Etappe unserer Geschichte, die damals die Gemüter in der ganzen Welt bewegte und in aller Munde war, ins Bewusstsein gerufen und dem Vergessen entrissen.
In Deutschland und Italien hatten die Faschisten die Macht erobert und den Widerstand gegen ihre Terrorherrschaft brutal unterdrückt. Die Antifaschisten waren, wenn sie bis dahin überlebt hatten, entweder in Lagern und Zuchthäusern weggesperrt oder nach abenteuerlicher Flucht in die Emigration gezwungen worden. Mit Spanien verbanden sich daher nach der bitteren Niederlage im eigenen Land mit dem Sieg der spanischen Volksfront im Februar 1936 große Hoffnungen, den Faschismus mit vereinten Kräften doch noch zu schlagen und die aufziehende Kriegsgefahr in letzter Minute zu verhindern. Nur so lässt sich der enorme Zustrom von Zehntausenden Freiwilligen aus aller Welt zur Verteidigung des demokratischen Spanien erklären.
Die damals in Spanien demonstrierte Aktionseinheit und der gelebte Internationalismus ist beispielgebend auch für die Auseinandersetzungen der Gegenwart, sei es der Kampf gegen die Kriege unserer Tage, sei es das notwendiger gewordene Eintreten gegen Rassismus und Sozialabbau oder die besorgniserregende politische Rechtsentwicklung in Deutschland und Europa. Die 40.000 Internationalisten aus über 50 Ländern, etwa 4.500 aus Deutschland, darunter nicht wenige aus dem Ruhrgebiet, haben es seinerzeit unter Einsatz ihres Lebens vorgelebt: Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Anarchisten und Trotzkisten, Konfessionslose wie Christen, Juden und auch Muslime fanden zusammen. Geeint von der einen Idee: dem mörderischen Faschismus zu widerstehen und die Idee der Solidarität und des Humanismus auch in Zeiten größter Not am Leben zu halten. Es war ein bis dahin einmaliges, beispielhaftes Zusammenstehen gegen einen gemeinsamen Feind, an das auch nach acht Jahrzehnten das Erinnern lohnt und sinnvoll erscheint.
Wir dürfen stolz darauf sein, dass daran auch Antifaschisten, Gewerkschafter aus Herne und Wanne-Eickel beteiligt waren. Einige von ihnen konnten im Ergebnis aufwendiger Recherchearbeit unserer Geschichtswerkstatt ermittelt werden. Neben einer Darstellung der historischen Ereignisse jener Zeit werden ihre Biographien und ihre Rolle im Spanienkrieg erstmals in einen Zusammenhang gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Losung der Interbrigadisten jener Jahre „No Pasaran” (Sie kommen nicht durch!) ist uns heute historische Lehre und Auftrag zugleich.
Eric Lobach
(Vorsitzender des DGB Stadtverbandes Herne)
Herne im Juli 2018