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ISBN 23 – Arbeiter aus Herne und Wanne-Eickel in den Internationalen Brigaden – Vorwort

Vor 82 Jahren, im Sommer 1936, begann der Kampf der freigewählten Volksfrontregie­rung gegen die Franco-Putschisten und ihre Helfer aus Deutschland und Italien. Zahlrei­che Freiwillige aus allen Teilen der Welt eil­ten der Republik zur Hilfe und schlossen sich in internationalen Brigaden zusammen. Was bisher völlig im Dunkeln lag: Darunter auch Arbeiter, Gewerkschafter, die in Herne und Wanne-Eickel geboren wurden, hier zeit­weilig wohnten oder im Widerstand gegen die Faschisten eine Rolle spielten. Mit der vorliegenden Ausarbeitung der DGB-Ge­schichts­werkstatt wird eine weitere Lücke geschlossen und eine wich­tige Etappe unserer Geschichte, die damals die Gemüter in der ganzen Welt bewegte und in aller Munde war, ins Bewusstsein geru­fen und dem Vergessen entrissen.

In Deutschland und Italien hatten die Faschisten die Macht er­obert und den Widerstand gegen ihre Terrorherrschaft brutal unter­drückt. Die Antifaschisten waren, wenn sie bis dahin überlebt hatten, entweder in Lagern und Zuchthäusern weggesperrt oder nach abenteu­erlicher Flucht in die Emigration gezwungen worden. Mit Spa­nien verbanden sich daher nach der bitteren Niederlage im eige­nen Land mit dem Sieg der spanischen Volksfront im Februar 1936 große Hoffnungen, den Faschismus mit vereinten Kräften doch noch zu schlagen und die aufziehende Kriegsgefahr in letzter Minute zu ver­hindern. Nur so lässt sich der enorme Zustrom von Zehntausen­den Freiwilligen aus aller Welt zur Verteidigung des demokratischen Spanien erklären.

Die damals in Spanien demonstrierte Aktionseinheit und der ge­lebte Internationalismus ist beispielgebend auch für die Auseinander­setzungen der Gegenwart, sei es der Kampf gegen die Kriege unserer Tage, sei es das notwendiger gewordene Eintreten gegen Rassismus und Sozialabbau oder die besorgniserregende politische Rechtsent­wicklung in Deutschland und Europa. Die 40.000 Internationalisten aus über 50 Ländern, etwa 4.500 aus Deutschland, darunter nicht we­nige aus dem Ruhrgebiet, haben es seinerzeit unter Einsatz ihres Le­bens vorgelebt: Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Ge­werkschafter, Anarchisten und Trotzkisten, Konfessionslose wie Christen, Juden und auch Muslime fanden zusammen. Geeint von der einen Idee: dem mörderischen Faschismus zu widerstehen und die Idee der Solidarität und des Humanismus auch in Zeiten größter Not am Leben zu halten. Es war ein bis dahin einmaliges, beispielhaftes Zusammenstehen gegen einen gemeinsamen Feind, an das auch nach acht Jahrzehnten das Erinnern lohnt und sinnvoll erscheint.

Wir dürfen stolz darauf sein, dass daran auch Antifaschisten, Ge­werkschafter aus Herne und Wanne-Eickel beteiligt waren. Einige von ihnen konnten im Ergebnis aufwendiger Recherchearbeit unserer Geschichtswerkstatt ermittelt werden. Neben einer Darstellung der historischen Ereignisse jener Zeit werden ihre Biographien und ihre Rolle im Spanienkrieg erstmals in einen Zusammenhang gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Losung der Interbrigadisten jener Jahre „No Pasaran” (Sie kommen nicht durch!) ist uns heute historische Lehre und Auftrag zu­gleich.

Eric Lobach
(Vorsitzender des DGB Stadtverbandes Herne)

Herne im Juli 2018